Wissenswertes

Carsten Stinshoff-Hinselmann

Ich bin praktizierender Frauenarzt in der Frauenarztpraxis Hanstedt in der Lüneburger Heide. Im folgenden Beitrag gebe ich Ihnen wissenswerte Informationen und stehe Ihnen selbstverständlicher Weise bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite.

Gesetze im Gesundheitssystem

Die Telematikinfrastruktur

Digitalisierung im Gesundheitswesen – Für und Wider

Das deutsche Gesundheitssystem leidet an vielen Baustellen. Fast monatlich werden dem Bundestag neue Gesetzentwürfe des Bundesgesundheitsministeriums vorgelegt, um (vordergründig) die Situation des Patienten der gesetzlichen Krankenversicherung im System zu verbessern. Eines dieser Gesetze ist das sogenannte e-health-Gesetz. Auf der Basis dieses Gesetzes wurden die Beteiligten des Gesundheitssystems verpflichtet, an der Telematikinfrastruktur (TI) teilzunehmen. Dies gilt in erster Linie für niedergelassene Ärzte, die Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherung betreuen, aber auch für Apotheker und Krankenhäuser.

Der Vorteil der TI liegt in der Möglichkeit, dass die an der TI Beteiligten Diagnosen, Befunde und Medikamentenrezeptierung anderer Ärzte einsehen können und dadurch Doppeluntersuchungen und Medikamentenwechselwirkungen reduziert werden können. Hierdurch werden Diagnosen schneller und sicherer gestellt und Therapien schneller und effektiver eingeleitet werden können. Diese Daten werden allerdings nicht auf ihrer Gesundheitskarte gespeichert, sondern auf einem zentralen Server (aktuell betrieben und gewartet durch die Firma ARVATO – Tochterfima der Bertelsmann AG). Technisch ist dieses Vorgehen nicht anders möglich, da neben der Übermittlung der oben genannten Daten auch ein so genannter „Stammdatenabgleich der Krankenkassendaten“ mit Einlesen der Kranken-kassenkarte aus der Praxis erfolgen soll.

Verantwortlich für die Sicherheit Ihrer Daten ist die GEMATIK, dessen verantwortlicher Geschäftsführer der Arzt und Pharmalobbyist (u.a. Novo Nordisk, Ratiopharm, Novartis) Dr.med. Markus Leyck Dieken ist. Das Bundesgesundheitsministerium setzt den GF der GEMA-TIK ein. Diese Personalie kritisieren dann auch Organisationen, die sich gegen Korruption und Intranspa-renz in der Politik aussprechen und diese aufdecken wollen, wie transparency.

Sind Ihre Gesundheitsdaten sicher? Die Politik betont, dass die Sicherheit der Gesundheitsdaten der Versicherten im Vordergrund stehen würden. Die Sicherheitsvorkehrungen seien so hoch, dass Daten nicht angezapft werden könnten. Dies allerdings bezweifeln Experten und kritisieren das System deutlich. Unsere eigenen Erfahrungen und das Gefühl, dass durch entsprechende Pressemeldungen entsteht, lassen uns an der Aussage aus dem Bundesgesundheitsministerium zweifeln. Hacker, die es auf sensible Daten Fremder abgesehen haben, verzeichnen immer wieder Erfolge, wenn es darum geht, in Hochsicherheits-Datenspeicher einzudringen. „Die Sicherheitstechnik kann immer nur reagieren, wenn Lücken im System durch Hackerangriffe offensichtlich werden. Dann aber sind sensible Daten bereits an Fremde gelangt“, so Praxisinhaber Stinshoff-Hinselmann. „Das ist umso bedrohlicher, als in der TI nie ein so genannter Penetrationstest durchgeführt wurde.“ Penetrationstests sind gezielte und gewünschte Hackerangriffe, um die Sicherheit eines Systems im Internet zu checken.

Stinshoff-Hinselmann will sich nicht als Verschwörungstheoretiker wissen, wenn er sagt: „Man muss sich schon überlegen, wer von dieser Form der Digitalisierung profitiert. Natürlich kann dies auch der Patient sein, der ein höheres Maß an Sicherheit in Diagnostik und Therapie erhält. Aber zu welchem Preis? Macht man sich einmal die Mühe, das engmaschige Netzwerk um das BMG zu skizzieren, wird einem schon schwindelig. Politikberatung findet zum großen Teil über ein Netzwerk privater Firmen und Stiftungen statt, die wiederum große wirtschaftliche Interessen im Gesundheitswesen besitzen. Gesundheitsdaten von gesetzlich Versicherten zu erhalten ist für diese Interessensvertreter ein lukrativer Baustein zu Wahrung ihrer Interessen. Die Sicherheit persönlicher Daten ist in diesem Fall dann lästig und unerwünscht. Wie sagte ein bekannter Programmierer: Je besser die Performance, desto schlechter ist die Sicherheit.“